Von Geschichte, Gegenwart und Streiks

Am 24.03.2025 war es endlich soweit: Die zehnten Klassen unserer Schule sind auf Klassenfahrt gefahren. Zehnte Klasse und Klassenfahrt – Na das konnte ja lustig werden. Und dann ging es auch noch nach Berlin! Aber fangen wir von vorne an:

So Ungefähr 3 Monate vorher…

Es geht also nach Berlin – soviel ist klar. Und auch die ein oder anderen Programmpunkte wurden bereits in der Klasse ausdiskutiert. Herr Zimmermann teilte uns schon so langsam genauere Pläne mit und erklärte uns, wann wir uns beispielsweise in Kleingruppen in der Stadt bewegen können und wie die Zeiteinteilung sein wird. Die Herbstferien sind um und – warte mal! Herr Zimmermann gibt seinen Beruf zu den Zeugnisferien auf und möchte einen beruflichen Neuanfang? Und was ist jetzt mit der Klassenfahrt?

Die Unruhe in der Klasse war entsprechend groß, doch glücklicherweise gab es schnell Entwarnung: Herr Thießen würde mit uns fahren. Puh. Nachdem uns durch Corona eh schon eine Klassenfahrt genommen wurde, gab es jetzt zumindest Entwarnung. Doch viele neue Fragen waren auf einmal da: Wie sieht es mit den bereits besprochenen Regeln aus und was wird sich jetzt ändern? Wer kommt als Begleitperson mit? Fragen über Fragen. Doch Antworten ließen nicht lange auf sich warten…

Aber genug Vorgeschichte, es soll hier ja nicht um die Planung der Klassenfahrt, sondern um unsere Erlebnisse in Berlin gehen. Also reisen wir mal kurz in der Zeit nach vorne…

Montag, 24.03.2025, 07:30 Uhr, Hildesheim Hbf

Also gut. Berlin mit Herrn Thießen und Frau Krupp. Die Erwartungen unserer Klasse waren – nun ja – durchwachsen. Doch jetzt war Schluss mit Warten – denn unser Zug nach Berlin war bereits auf dem Weg zu uns.

Vielleicht ist ja der ein oder andere von euch bereits mal mit dem ICE von Hildesheim nach Berlin gefahren – das geht nämlich tatsächlich recht gut. Keine Umstiege und nach ca. 2 Stunden ist man auch schon im Herzen von Berlin.

So sollte es also sein. Um 08:37 fuhr unser Zug pünktlich ab und nach 2 Stunden waren wir am Berliner Hauptbahnhof. Einmal von den unteren Bahnsteigen zu den S-Bahn-Gleisen nach oben laufen, nebenbei aufpassen, dass sich niemand im Bahnhof verirrt und schnell in die S-Bahn zum Anhalter Bahnhof. Von dort aus noch ein paar Meter zum Hotel gehen und dann waren wir auch schon da.

Da die Fahrt recht schnell ging, waren wir bereits da, bevor die Zimmer bezugsbereit waren. Die Koffer bitte einmal ins OG – Also gingen alle zu den Fahrstühlen und fuhren nach oben. Nicht viel später sahen wir die Dächer Berlins von der Dachterrasse des Hotels aus. Nur eins sahen wir nicht: einen Raum für unsere Koffer. Es stellte sich heraus, dass sich UG und OG sehr ähnlich anhören und der ‚‚Kofferraum“ eigentlich im UG war. Also alle einmal wieder von ganz oben nach ganz unten. Die ersten Fahrstühle fuhren los, die ersten Koffer sammelten sich im Abstellraum an und wir versammelten uns an den Tischen, um gesagt zu bekommen, wie es weitergehen sollte. Doch dieser Plan war schnell über den Haufen geworfen, als auf unseren Handys eine Nachricht auftauchte: ‚‚Wir stecken im Fahrstuhl fest. Der mittlere. Bitte helft uns!“

Ein paar Anrufe, leicht panische Hotelmitarbeiter und 20 Minuten später waren auch die restlichen Personen wieder unter uns und aus dem Fahrstuhl befreit. Der mittlere Fahrstuhl blieb übrigens den Rest der Woche geschlossen.

Nach diesem durchaus etwas eigenartigen Start ging es dann auch bereits daran, Berlin in Kleingruppen zu erkunden, bevor wir uns ein paar Stunden später noch für eine Stadtführung treffen würden. Die Pläne der einzelnen Kleingruppen waren … verschieden. Manche machten sich auf den Weg, die Stadt mit Leihrädern zu erkunden, andere erforschten bereits die Gegebenheiten der lokalen Dönerläden und wieder andere erkundeten die Stadt zu Fuß oder machten das Portemonnaie bei einer Shopping-Tour bereits ein wenig leichter.

Anschließend gab es noch eine kleine, interaktive Stadtführung bei der wir die Gegend vom Bundeskanzleramt bis zum Denkmal für die ermordeten Juden Europas in Teams unsicher machen sollten und beispielsweise vor dem Reichstagsgebäude protestieren sollten. Das Ergebnis: Die Dönerpreise sollen doch bitte recht bald gedeckelt werden. Schauen wir mal, ob man uns gehört hat.

Eine Party vor dem Brandenburger Tor und einen Vortrag im angrenzenden Park später fanden wir uns im Denkmal für die ermordeten Juden Europas wieder. Nachdem wir auch diesen Ort anschließend noch besprochen hatten, war bereits viel Zeit vergangen. Also auf zum nächsten Supermarkt, für die Personen der Siegergruppe ein Getränk besorgen und anschließend zur nächstbesten U-Bahn-Station. Nur wenige Minuten später waren wir bereits beim Hotel – und dieses Mal konnten wir auch endlich auf die Zimmer gehen.

Und eins muss man unseren Zimmern wirklich lassen: Sie waren nicht übel! Jeweils ein Doppelbett, zwei weitere, ausklappbare Betten und ein eigenes Bad inklusive einer eigenen Dusche. Sogar ein eigener Fernseher war auf jedem Zimmer vorhanden, doch dieser wurde nicht wirklich benutzt.

So langsam hatten wir Hunger und da uns unser Hotel uns nur mit Frühstück versorgte, machten wir uns in Kleingruppen auf den Weg, etwas leckeres zu Essen zu finden. Anschließend machten sich manche von uns nochmal auf den Weg, Berlin bei Nacht zu erkunden und nach einer zwischenzeitlichen Ufo-Sichtung ging es für uns alle schlafen. Das ‚‚Ufo“ entpuppte sich in den kommenden Tagen als ein Teil einer SpaceX Rakete. Ist ja fast das gleiche…

Am Dienstag begann der Tag mit einem guten Frühstück und einer anschließenden U-Bahn-Fahrt zum Deutschen Spionagemuseum. Nach einer kurzen Wartezeit vor dem Museum, da wir zu früh dran waren, stellte sich heraus, dass für uns gar kein Guide, wie eigentlich gebucht, zur Verfügung stand. Also wurde das Spionagemuseum ohne Guide erkundet. Obwohl das Spionagemuseum das Wort Museum im Namen hat, sollte man erwähnen, dass es sich hierbei um eine sehr interaktive Art von Museum handelt. Überall gab es Sachen zum selbst erkunden und entdecken. Definitiv einen Besuch wert.

Nachdem nun auch geklärt war, dass Tauben der Spione der Regierung sind, gab es eine Mittagspause, in der wir uns selbst frei in Berlin bewegen und essen beschaffen konnten. Anschließend trafen wir uns beim Checkpoint Charlie und sollten das Mauermuseum besuchen. Doch dieses Museum war irgendwie vieles, aber dennoch nichts Ganzes. War man thematisch gerade beim Checkpoint Charlie und der Mauer, waren auf einmal ein Raum zum Ukrainekrieg, ein Raum mit verschiedensten Foltermethoden und ein weiterer mit Informationen zu verschiedensten amerikanischen Präsidenten zu finden. Aber gut – auch das war eine Erfahrung und lernen konnte man trotzdem noch das ein oder andere.

Anschließend ging es den Rest des Tages wieder in Kleingruppen durch die Stadt. Dabei wurden die verschiedensten Ecken Berlins auch bei Abend erkundet. Es sollte der letzte Tag gewesen sein, an dem das so einfach möglich war. Denn: Ab Mittwoch entschieden die Beschäftigten der BVG (Berliner Verkehrsbetriebe) keine Lust auf Arbeit zu haben und bestreikten die U-Bahn, Straßenbahn und die Busse Berlins bis Donnerstagabend. Nur die S-Bahn fuhr in dieser Zeit – hatte aber nun mehr als doppelt so viele Fahrgäste wie sonst und die nächste S-Bahn-Station ist meistens ein wenig weiter weg.

So sollte es dazu kommen, dass wir am nächsten Morgen erst einmal 3 km zu Fuß zu unserer Stadtführung von Berlin-Kreuzberg gehen durften. Jetzt wurde uns ein wenig über die Geschichte Kreuzbergs erklärt. Warum? Keiner wusste es so genau. Aber dennoch war es auf seine Art und Weise irgendwie spannend. Doch nicht viel später mussten wir auch schon wieder weiter. Denn an diesem Mittwoch hatten wir viel vor. ‚‚Nächster Halt: U-Bundestag“ – Ach ne warte! Die U-Bahn fährt ja nicht. Also doch mit der S-Bahn zum HBF.

Einige Zeit später hatten wir es dann zum Reichstagsgebäude geschafft. Nachdem die Gepäck- und Personenkontrollen, von der die CIA nur träumen kann, überstanden waren, ging es hoch zur Kuppel des Reichstagsgebäudes. Und – wie soll ich es sagen – es ist halt eine Kuppel, in der man hochgehen kann. Einen Blick in den Sitzungssaal werfen? – Fehl am Platz. Das Gefühl haben, nah an der Deutschen Politik dran zu sein? – Bis auf die Einlasskontrollen auch nicht. Einen tollen Ausblick über Berlin haben? – Selbst das schafft die Kuppel nicht so wirklich. Denn permanent sind irgendwelche Stahlträger direkt in seinem Sichtfeld. Nunja – zumindest haben wir jetzt mal von der Reichstagskuppel aus nach unten geguckt.

Weiter gehts, denn das Programm war noch immer nicht vorbei. Ab zurück zum Hauptbahnhof und in die S-Bahn zum Olympiastadion. Hier gab es sogar eine Führung und zur Abwechslung keine Stahlträger, die einem die Sicht versperren. Tatsächlich kann man rückblickend sagen, dass das Olympiastadion und die Führung durch die Mannschafts- und VIP-Bereiche für viele eines der Highlights der Klassenfahrt waren.

Nachdem auch diese Führung beendet war, waren wir alle ziemlich fußlahm. Nicht überraschend sollte es also sein, dass sich viele ihr Abendessen zum Hotel haben liefern lassen. Die, die dies nicht getan haben, waren, wie auch die letzten Abende, wieder in Kleingruppen etwas essen.

Auf einmal war es bereits Donnerstag. Morgen sollte es wieder nach Hause gehen, die U-Bahn Streikte noch immer und wir mussten zum entferntesten Ziel der gesamten Klassenfahrt. Also nichts wie los zur Normannenstraße 20 – dem Stasimusem. Einem ehemaligen Verwaltungsgebäude der Staatssicherheit der DDR. Ein paar Ausstellungsräume und Fakten später hatten wir noch ein Zeitzeugengespräch. Unsere Zeitzeugin war sehr offen gegenüber unseren Fragen. Jetzt wussten wir ein wenig mehr über das Leben in der DDR und wie dieses von einer Person wahrgenommen wurde, die selbst jahrelang dort gelebt hatte. Auch dieses Gespräch blieb vielen von uns als ein äußerst interessantes Highlight in Erinnerung.

Anschließend wurden wir mit einer Adresse und ca. 2 Stunden Freizeit entlassen. Nachdem wir uns also mit Essen versorgt hatten, fanden wir uns in einem kleinen Innenhof in Marzahn wieder. ,,CAN YOU BEAT ME?“ – wo waren wir denn jetzt gelandet? Kurze Zeit später stellte sich diese Aktivität als eine Art Mini-Gameshow heraus. Wir wurden in vier Teams eingeteilt und sollten à la ,,Schlag den Star“ die anderen Teams besiegen. Dabei gab es verschiedenste Spiele. Zum Beispiel mussten wir schnell drei Domino-Strecken bauen oder mit Pfeil und Bogen auf eine Zielscheibe zielen. Unbedingt eine Aktivität für eine zehnte Klasse? Nicht wirklich. War es trotzdem eine Abwechslung zu den Museen und Besichtigungen und entsprechend lustig? Auf jeden Fall.

Nachdem das gelbe Team alle geschlagen hatte, ging es wieder zurück in die Stadt. Manche von uns eilten anschließend noch schnell zum Madame Tussauds um Merkel, Jauch und allen auch nur ansatzweise berühmten Personen einen Besuch abzustatten, während der Rest wieder in der Stadt unterwegs war oder sich einen Cheeseburger ohne Cheese ins Hotel liefern ließ. Schlussendlich ließen wir den letzten Abend auf der Dachterrasse ausklingen.

Nun war der Tag der Abreise da und weil das ja so lustig ist, wurde die Rückfahrt bereits auf den dritten Zug des Tages von Berlin nach Hildesheim gelegt. Das bedeutete, dass wir bereits um 6:30 Uhr zum Frühstück aufkreuzen durften und das Hotel bereits um 7:30 final verlassen mussten. Ein übermüdetes Frühstück und schnelles Kofferpacken später waren wir also auf dem Weg zum Hauptbahnhof. Nicht lange, nachdem wir da waren, rollte unser ICE zurück nach Hildesheim auch schon vor. 2h Fahrt und ein paar Currywürste um Viertel nach neun später, waren wir um 10:22 Uhr wieder in Hildesheim. Pünktlich wohlgemerkt. Sänk ju for träweling.

Das war also unsere Klassenfahrt nach Berlin. Auch wenn definitiv nicht alles wie ursprünglich geplant gelaufen ist, war sie dennoch ein voller Erfolg und wird uns allen in guter Erinnerung bleiben.

-Julian