Noten abschaffen? – Zwischen Leistungsdruck und Lernfreiheit

„Na toll – schon wieder eine Vier und ich hab das ganze Wochenende gelernt.“

Szenen wie diese kennen viele von uns. Und fast alle haben sich schon einmal gefragt: Wofür eigentlich das alles? Für eine Zahl auf dem Papier, die mehr über unsere Tagesform aussagt als über unser Können?

Die Diskussion um die Abschaffung von Noten ist nicht neu – aber sie gewinnt zunehmend an Aufmerksamkeit. Zeit, genauer hinzuschauen: Brauchen wir Noten wirklich?

Was Noten leisten sollen

Befürworter von Schulnoten betonen: Ohne Noten fehlt die Vergleichbarkeit. Sie helfen, Leistungen objektiv einzuordnen – für uns selbst, für Lehrer:innen und später auch für Arbeitgeber oder Universitäten.

Außerdem können Noten motivieren. Wer eine gute Note will, muss eben lernen. Und wer hart arbeitet, soll dafür auch etwas zurückbekommen – in Form einer Bewertung.

Nicht zuletzt: In einem Schulsystem mit vielen Schüler braucht es klare, schnelle Rückmeldungen. Noten liefern genau das.

Was gegen Noten spricht

Trotzdem sagen viele: Noten werden überbewertet und sind oft unfair.

Sie messen nur einen kleinen Teil unserer Fähigkeiten, nämlich was wir in einer bestimmten Situation auf ein Blatt Papier bringen. Kreativität, Teamfähigkeit, Engagement – all das fällt durchs Raster.

Außerdem erzeugen Noten Stress. Viele Schüler lernen nicht mehr aus Interesse, sondern nur für den nächsten Test. Wer regelmäßig schlechte Noten bekommt, verliert schnell die Motivation und das Vertrauen in sich selbst.

Pädagogen wie der Neurobiologe Gerald Hüther fordern deshalb ein Umdenken: Lernen funktioniert besser, wenn es aus Neugier entsteht, nicht aus Angst. Noten aber fördern eher Konkurrenz als Lernfreude.

Und was wäre die Alternative?

Ganz ohne Rückmeldung geht es natürlich nicht. Aber es gibt andere Modelle:

In manchen Schulen werden sogenannte Berichtszeugnisse genutzt. Statt Zahlen gibt es ausführliche Rückmeldungen darüber, was gut läuft – und was noch verbessert werden kann.

Portfolio-Arbeit ist ein weiteres Beispiel: Schüler dokumentieren ihren Lernfortschritt selbst und reflektieren ihre Entwicklung.

Auch international gibt es Vorbilder: In Finnland etwa wird erst ab der 8. Klasse benotet und trotzdem schneiden finnische Schüler:innen bei internationalen Tests sehr gut ab. Meistens auch deutlich besser als deutsche Kinder. Wie zum Beispiel die PISA Studie zeigt.

Fazit

Die Diskussion um Noten ist komplex. Klar: Noten bieten Orientierung, aber sie erfassen längst nicht alles, was Schüler können.

Vielleicht geht es nicht darum, Noten sofort komplett abzuschaffen. Aber es lohnt sich, über Alternativen nachzudenken. Schule sollte ein Ort sein, an dem Lernen im Mittelpunkt steht und nicht der Druck, eine bestimmte Zahl zu erreichen.

Quellen- und Literaturnachweise:

https://www.tagesschau.de/inland/gesellschaft/schule-ohne-noten-100.html

https://www.welt.de/wirtschaft/karriere/bildung/plus197112271/Kritik-am-Schulsystem-Anfangen-die-Schulpflicht-abzuschaffen.html

https://www.stern.de/familie/schule/schulnote–nicht-objektiv—bildungsexperten-fordern-abschaffung-7331796.html

https://www.destatis.de/DE/Themen/Laender-Regionen/Internationales/Thema/bevoelkerung-arbeit-soziales/bildung/PISA2022.html

Bildquelle:
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-Nicolai